Never fight the Fed?
Mai 2020
Konjunktur: Weltweit lassen die Wirtschaftsdaten für das 2. Quartal einen Absturz erwarten, der historisch beispiellos ist! So wird in der Eurozone und in Japan eine Kontraktion der Wirtschaftsleistung um kräftige 20 % prognostiziert, während sie sich in den USA – sollte sich die düstere -51 %-Q2-Prognose der Fed of Atlanta bewahrheiten – sogar glatt halbieren könnte. Bereits heute übersteigt der Einbruch am US-Arbeitsmarkt alles je Gesehene, mussten doch binnen der nur letzten zehn Wochen fast 41 Millionen Amerikaner Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung stellen.
Angesichts dieser Fakten erscheinen die Prognosen der Mainstream-Ökonomen, die weiterhin eine V-förmige Konjunkturerholung propagieren, mehr als nur reichlich naiv zu sein, unterstellen sie doch, dass der globale Shutdown entweder keine bleibenden Schäden angerichtet hat, und wenn doch, sich diese mal eben mittels zentralplanwirtschaftlicher Interventionen heilen ließen. Wie im Gegensatz dazu jedoch die Realität am Ende aussehen könnte, zeigte erst jüngst das Becker Friedman Institute der University of Chicago für die USA auf, prognostiziert doch dieses in einer Studie den dauerhaften Verlust von 42 % (!) all jener Jobs, die im Shutdown allein nur bis zum 25. April verloren gingen. Angesichts dieser Aussichten und einer erst noch bevorstehenden Pleitewelle im Unternehmenssektor sowie der Tatsache, dass die US-Wirtschaft zu rund 70 % vom – verschuldungsgetriebenen – Konsum abhängt, könnte die größte Wirtschaftsnation der Welt statt vor einer V-förmigen Erholung viel eher vor einer lang anhaltenden Rezession, wenn nicht sogar Depression stehen.
Finanzmärkte: An den Aktienmärkten scheint man die Hoffnung auf eine V-förmige Erholung zu teilen, folgte doch dem heftigsten Absturz aller Zeiten nun eine der größten (Bear market-)Rallyes aller Zeiten. Allein der S&P 500 stieg seit seinem Kurstief am 23. März um 36 %, und dass, obwohl die Konzerngewinne im 1. Quartal bereits schon um satte 16 % einbrachen und sich die negativen Auswirkungen des Mitte März angeordneten Shutdowns erst im 2. Quartal (ff.) in ihrer vollen Dimension zeigen werden. Da auch die (stets daueroptimistischen) Analysten den S&P-Konzernen für das Gesamtjahr nun sogar einen 28 %igen Gewinneinbruch prognostizieren, spiegelt der 5,8 %-Kursrückgang des S&P 500 seit Jahresbeginn alles wider … nur nicht den schwersten Wirtschaftseinbruch in der US-Geschichte.
Einmal mehr setzen die Investoren getreu ihrem Never-fight-the-Fed-Motto auf die Interventionen der Notenbanken und insbesondere auf das von der US-Notenbank ausgerufene »QE unlimited«. Nach deren Einstieg in den US-Ramschanleihemarkt scheinen die Aktien-Investoren nun bereits auf den nächsten Tabubruch der Fed zu wetten, erwarten doch diese mit Blick auf die völlig entkoppelten Aktienkurse offenkundig, dass die Fed im Falle eines neuerlichen Börsenabsturzes sofort auch ein Aktienmarkt-Bailout-Programm auflegt, mit dem sie die Kurse via direkter Aktienkäufe wieder nach oben manipulieren wird. Allerdings zeigt das Beispiel der Bank of Japan, die sich durch ihre kursmanipulierenden Aktien-ETF-Käufe inzwischen rund 5 % vom japanischen Aktienmarkt einverleibt hat, dass Notenbanken keinesfalls so »allmächtig« sind wie unterstellt, notiert doch der Nikkei heute noch immer rund 44 % unter seinem 1989er Blasenhoch!
Fondsmanager-Kommentar: Ließ das vom World Economics Forum ermittelte globale 2015er 70-Billionen-USD-Loch in den staatlichen Sozialsystemen bereits vor der »Coronakrise« erkennen, dass die Staatsverschuldung in den kommenden Jahrzehnten außer Kontrolle geraten würde, so droht vielen Staatshaushalten – allein die OECD-Staaten sollen in diesem Jahr ein gigantisches 17-Billionen-USD-Defizit einfahren – nun … die völlige Zerrüttung. Angesichts dessen ist klar, dass sich die Staatsdefizite nur noch per Druckerpresse finanzieren lassen werden, was am Ende sogar zu einer hyperinflationären Entwicklung führen kann.
Da die Notenbanken zur Aufrechterhaltung der Solvenz-Illusion aber auch noch dauerhaft für negative Realzinsen sorgen müssen, stellt sich für Gold damit nun ein »Idealszenario« ein, tun doch die Notenbanken nun wirklich alles, um den jahrzehntelangen Abwertungstrend der Papierwährungen gegenüber dem Währungsmetall nochmals zu beschleunigen.
Hamburg, Mai 2020