Wertlos, wertloser, … Papiergeld?
Juli 2020
Fiskalpolitik: Mit der Einigung auf das euphemistisch als »Wiederaufbaufonds« bezeichnete nächste EU(ro)-Rettungs-Vehikel in Höhe von 750 Mrd. Euro öffnete die Politik in der EU27 gleich in mehrfacher Hinsicht die Büchse der Pandora. Schließlich hat diese mit ihrem Einstieg in die von den EU-Nettozahlern noch bis dato so vehement abgelehnte Haftungsgemeinschaft via (Corona-)Eurobonds den reformunwilligen Empfängerländern nicht nur nun den weiteren Weg in den Überschuldungs-Olymp geebnet. Obendrein legte die Politik zudem durch ihre generöse Verteilung von 390 Mrd. Euro teuren Geldgeschenken (!) auch noch den Grundstein dafür, dass mit Blick auf das laut EU-Haushaltskommissar Hahn bis dato gänzlich fehlende Interesse am 360-Mrd.-Euro-Kreditpart des Rettungsfonds zukünftig einzig nur noch Geldgeschenke von den Südländern zur ihrer Dauerrettung akzeptiert werden könnten. Angesichts der gigantischen »Rettungsschulden« ist klar, dass diese nicht aus dem (schrumpfenden) Steuertopf Deutschlands, sondern nur durch die EZB-Druckerpresse finanziert werden können.
Auch in den USA wird die Notenbank nun die Finanzierung der staatlichen Verschuldungswünsche immer stärker übernehmen müssen, debattiert man doch dort bereits über ein weiteres Helikoptergeld-Konsum-Rettungsprogramm in Billionenhöhe. Und dass, obwohl das allein im Juni eingefahrene 864-Mrd.US-Rekord-Haushaltsdefizit bereits beinahe dem 984-Mrd.-USD-Defizit des gesamten Fiskaljahres 2019 entsprach und der Staat – unter Mithilfe der Fed – seine Verschuldung seit Jahresbeginn um sagenhafte 3.786 Mrd. USD aufblähen musste.
Konjunktur: Noch immer versprüht die Ökonomenzunft weiter kräftigen Konjunkturoptimismus, obwohl sich bereits – als Folge des orchestrierten »Shutdowns« – eine globale Unternehmenspleitewelle abzeichnet. „Spätestens im dritten Quartal des Jahres“, so die Warnung des Kreditversicherers Euler Hermes, „wird diese Zeitbombe hochgehen und die Schockwellen dürften sich ins gesamte erste Halbjahr 2021 ausbreiten“! Allein in der für die Weltwirtschaft so wichtigen US-Ökonomie hat sich neben dem Anstieg der Unternehmenspleiten im Juni (+43 % ggü. Vorjahr) zudem auch noch die Anzahl der Geschäftsaufgaben zwischen Anfang März bis Mitte Juli glatt verdoppelt, was zeigt, dass die Job-Aussichten für die über 54 Mio. US-Amerikaner, die in den letzten neunzehn Wochen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung stellen mussten, eher düster sind. Damit könnte aber nicht nur der gerade erst im Vergleich zum Vorquartal um 9,5 % so stark wie noch nie seit Beginn der modernen US-BIP-Berechnung im Jahr 1947 abgestürzten und vom Konsum-auf-Pump ihrer rekordhoch verschuldeten Bevölkerung stark abhängigen US-Ökonomie der wahre Stresstest erst noch bevorstehen, sondern auch der Weltkonjunktur.
Aktienmärkte: Weder der heftige 35,7-%-Q2-Gewinneinbruch der S&P 500-Unternehmen, noch der „höchst unsichere“ Konjunkturausblick des Fed-Chefs Powell konnten die maßgeblich von nur fünf Aktien (AAPL, AMZN, MSFT, GOOGL, FB) getriebene US-Aktienrallye in ihrem Lauf stoppen. Inmitten der schwersten Wirtschaftskrise »feierte« der Aktienmarkt so den kürzesten Bärenmarkt aller Zeiten und manifestierte damit seine Blasenbildung. Auch wenn Gold- und Silberminenaktien in diesem Umfeld zuletzt kräftige Kurszuwächse verzeichnen konnten, so sind diese nach den per Saldo – trotz COVID-bedingter Produktionsausfälle – überraschend guten Q2-Ergebnissen im historischen Vergleich noch immer unterbewertet.
Fondsmanager-Kommentar: Wenn Notenbanken billionenfach Papiergeld aus dem Nichts kreieren, macht es dieses – wie es der jetzt in allen Währungen auf Höchstpreis notierende Goldpreis beweist – nicht wertvoller, sondern immer wertloser! Selbst an der US-»Papiergold»-Future-Börse COMEX erzeugt das nun immer intensiver betriebene größte Geld(druck)experiment der Geschichte verstärkt Unbehagen, ließ man sich doch dort auch im Juli als Absicherung vor den steigenden Währungs- und Finanzmarktrisiken erneut physisches Gold in Rekordmengen ausliefern. Da, wie es die Goldman-Strategen um Jeffrey Currie jüngst schrieben, „Gold die Währung der letzten Instanz ist, insbesondere in einem Umfeld wie dem jetzigen, in dem die Regierungen ihre Fiat-Währungen und die Realzinsen auf Allzeittiefs drücken und es echte Bedenken hinsichtlich der Langlebigkeit des US-Dollars als Reservewährung gibt”, erachten wir mögliche Gold- und/oder Silberpreisrücksetzer weiterhin als klare (Nach-)Kaufchance.
Hamburg, Juli 2020