„Lektionen gelernt“
August 2022
Bild: Dzmitry Dzemidovich/istockphoto
Investmentpolitik: Seit dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 haben die internationalen Notenbanken zur »Lösung« des Überschuldungsproblems die Zinsen in Richtung Null oder sogar in den Negativbereich abgesenkt und finanzieren die weltweit exponentiell wachsenden Schuldenberge immer intensiver mit ihren Druckerpressen. Da die »Währungshüter« mit dieser historisch beispiellosen Geldpolitik immer größere Risiken für die Stabilität des heutigen Finanzsystems erzeugen, haben wir die Investitionen in beiden Fonds in den letzten Jahren immer stärker auf physische Edelmetalle und Edelmetallminenaktien fokussiert.
„Lektionen gelernt“
Nachdem die US-Notenbank die Inflationsrisiken zu Jahresbeginn noch völlig unterschätzt hatte, sieht sie sich heute nicht nur mit einer Rekordinflation, sondern auch mit einem kräftig erodierenden Vertrauen in ihre Politik konfrontiert. Beiden Problemen wollte Fed-Chef Powell auf dem Treffen der globalen Notenbanker-Gemeinde Ende August in Jackson Hole entschlossen entgegentreten, versicherte er doch, dass die „für eine niedrige und stabile Inflation Verantwortung tragende“ Fed aus „der hohen und volatilen Inflation der 1970er und 1980er Jahre“ ihre Inflationsdynamik-Lektionen gelernt hätte. So müsse die Fed nicht nur die Inflationserwartungen frühzeitig eindämmen, sondern auch den für die „Wiederherstellung der Preisstabilität notwendigen restriktiven geldpolitischen Kurs für längere Zeit beibehalten“. Da die „derzeitige hohe Inflation in den Vereinigten Staaten“ nach Analyse Powells „das Ergebnis einer starken Nachfrage und eines begrenzten Angebots ist“, kündigte dieser zur Absenkung der Gesamtnachfrage weitere deutliche Zinserhöhungen an, bis „die Aufgabe, die Inflation wieder auf unser 2-Prozent-Ziel zu senken, erledigt sei“.
Da nun aber die sanktionsbedingten Verknappungen im Rohstoff- und Energiesektor ein Angebotsschock und kein Nachfrageproblem sind und die gerade erlernten 70er-Jahre-Inflationsdynamik-Lektionen auf eine über alle Sektoren hinweg rekordhoch verschuldete und damit äußerst fragile US-Volkswirtschaft treffen, ist die Lösung des Inflationsproblems heute noch herausfordernder als in den 1970er Jahren. Denn die Angebotsdefizite und Lieferkettenprobleme als Teuerungstreiber sind nicht zinssensitiv, während die jetzt schon schwächelnde US-Wirtschaft bei weiter steigenden Zinsen immer tiefer in die Rezession (inkl. Schuldenkrise?) abzurutschen droht. Die sich aber dann in Folge sinkender Steuereinnahmen, steigender Sozialkosten und steigender Zinslasten in dem ohnehin chronisch defizitären US-Haushalt zwangsläufig auftuenden »schwarzen Löcher« wären wiederum ohne einen neuerlichen Rückgriff auf die inflationäre Druckerpresse kaum finanzierbar, so dass der politische Druck auf die Fed deutlich zunehmen dürfte, ihre restriktive Geldpolitik – Lektionen und hohe Teuerungsraten hin oder her – wieder »verfrüht« abzubrechen.
Da die Inflationsproblematik darüber hinaus ohnehin längerfristig auch noch struktureller Natur ist (Geldmengenüberhang, Verschuldungswachstum, Energie-/Klimapolitik, Deglobalisierung, demografische Finanzierungslücken) halten wir unverändert eine stagflationäre Entwicklung in den nächsten Jahren für das wahrscheinlichste Szenario. Von dieser Entwicklung sollten Rohstoffe und insbesondere Edelmetalle – wie schon in den 1970er Jahren – per saldo am stärksten profitieren.
Hamburg, August 2022