Zeitenwende
Dezember 2022
Bild: jansucko/istockphoto
Investmentpolitik: Seit dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 haben die internationalen Notenbanken zur »Lösung« des Überschuldungsproblems die Zinsen in Richtung Null oder sogar in den Negativbereich abgesenkt und finanzieren die weltweit exponentiell wachsenden Schuldenberge immer intensiver mit ihren Druckerpressen. Da die »Währungshüter« mit dieser historisch beispiellosen Geldpolitik immer größere Risiken für die Stabilität des heutigen Finanzsystems erzeugen, haben wir die Investitionen in beiden Fonds in den letzten Jahren immer stärker auf physische Edelmetalle und Edelmetallminenaktien fokussiert.
Zeitenwende
Nachdem die westlichen Notenbanken das Teuerungsproblem viel zu lang ignoriert hatten, musste allen voran die US-Notenbank im März angesichts eines letztmalig so in den inflationären 1970-er Jahren gesehenen Preisauftriebs eine geldpolitische Kehrtwende vollziehen, die im Jahresverlauf zur Anhebung der Leitzinsen von 0,25 % auf 4,5 % führte. Während dies den globalen Anleihe- und Aktienmärkten im Jahr 2022 massive Kursverluste bescherte, verbuchten Rohstoffe per saldo Gewinne. Während sich Gold und Silber stabil zeigten, enttäuschte dagegen die Kursentwicklung der Edelmetallminenaktien, die das Jahr – trotz günstiger Bewertungen – mit einem Minus von 18,5 % (Barron´s Gold Mining Index) abschlossen.
Nach unserer Einschätzung markieren die Entwicklungen im Jahr 2022 eine Zeitenwende, mit der die rund vierzig Jahre währende »Goldilock-Ära« an den Finanzmärkten (sinkende Zinsen, Liquidität im Überfluss, massiv steigende Vermögenspreise bei relativ moderater Teuerung) zu Ende gegangen ist. Denn jetzt sehen sich die Notenbanken mit einer strukturellen Inflationsproblematik konfrontiert, die aus der sichtbar voranschreitenden Deglobalisierung, den Rohstoff- und Lieferkettenproblemen und den zunehmenden (allein schon demografisch bedingten) strukturellen Haushaltsdefiziten der westlichen Wohlfahrtstaaten resultiert. Damit stehen sie vor einem gewaltigen geldpolitischen Dilemma. So können sie die Teuerungsdynamik mit Blick auf die aufgepumpte globale 223.700-Mrd.-USD-Verschuldungsblase nicht so wie noch Anfang der Achtzigerjahre mit aggressivsten Zinserhöhungen brechen (Leitzins 19 % bei 12 % Inflation), ohne deren Platzen zu riskieren. Anderseits werden die Notenbanken auch kaum zu ihrer bedingungslosen Nullzins- und Gelddruckpolitik zur „Rettung“ von Wirtschaft, Finanzmärkten und Staatsfinanzen zurückkehren können, ohne befürchten zu müssen, dass die Teuerung dann völlig außer Kontrolle gerät.
Als historischen Einschnitt bewerten wir aber auch das Einfrieren (sprich Enteignung) der russischen Devisenreserven durch die westlichen Staaten Ende Februar. Damit ist der US-(Petro-)Dollar als ultimatives weltweites Zahlungsmittel endgültig zur politischen Waffe mutiert, was die Stellung des Dollars als Weltreservewährung nur weiter untergraben kann. Denn die Staaten außerhalb der westlichen Welt – allen voran China – werden ihre USD-Devisenreserven – sprich die Finanzierung der immensen US-Haushalts- und Leistungsbilanzdefizite – weiter reduzieren und ihren Handel unter Ausschluss des Dollars organisieren. In diesem Umfeld seit Jahrzehnten nicht beobachteter währungspolitischer Unsicherheiten ist es also kaum eine Überraschung, dass sich die physischen Netto-Goldkäufe der Notenbanken im Jahr 2022 weiter fortgesetzt haben und nun sogar auf einen historischen Rekordwert zuzusteuern scheinen.
Hamburg, Dezember 2022