"King Dollar" - Quo vadis?
August 2023
"King Dollar" - Quo vadis?
Obwohl an den westlichen Finanzmärkten derzeit kaum ein Thema so kontrovers diskutiert wird wie das Tempo der laufenden De-Dollarisierung, ist es ein unbestreitbarer Fakt, dass der US-Dollar der »King« unter den Währungen ist. Schließlich werden über diesen nicht nur 88 % aller globalen Devisen-Transaktionen und rund 50 % des Welthandels abgerechnet, auch ist dieser nach wie vor – trotz eines zuletzt unter die 60-%-Marke gerutschten Anteils – die absolut dominante internationale Reservewährung.
Angesichts der „tiefen US-Kapitalmärkte“ – sprich eines 52 Billionen US-Dollar schweren Schuldenberges – und der „Rechtsstaatlichkeit“ ist daher nicht nur US-Finanzministerin Yellen fest davon überzeugt, dass „es in absehbarer Zukunft keine Alternative zum US-Dollar“ geben wird. Ihre Einlassung allerdings, dass „wir die Suche“ der von den USA sanktionierten bzw. von Sanktionen bedrohten Länder nach Alternativen „akzeptieren müssen“, kann durchaus als Eingeständnis verstanden werden, dass die – Hochmut kommt vor dem Fall – US-Regierung mit der Konfiskation der russischen Devisenreserven einen immensen strategischen Fehler begangen hat. Schließlich ist das Halten von US-Dollar-Reserven seitdem mit einem unkalkulierbaren Enteignungsrisiko verbunden, so dass die Suche nach Alternativen für eine Vielzahl von Staaten nun zu einer Frage der nationalen Sicherheit avanciert ist. Während bereits allein diese Entwicklung genügen sollte, um den Trend zur De-Dollarisierung erheblich zu beschleunigen, liefern die USA zudem mit ihren niemals real rückzahlbaren (Leistungsbilanz-)Defiziten weitere Gründe, so schnell wie nur möglich aus deren Dollar-System auszusteigen. Da nun immer mehr Staaten immer größere Teile ihres bilateralen Handels unter Ausschluss des Dollars organisieren, bläst den USA der »Wind of Change« immer kräftiger ins Gesicht. So müssen sie trotz ihrer King-Dollar-Stellung schon jetzt deutlich höhere Zinsen als die Eurozone, Kanada oder Australien bezahlen, was durchaus als ein ernsthaftes Schwächezeichen der Weltleitwährung interpretiert werden kann. Auch wird der jüngste BRICS-Gipfelbeschluss, das Staatenbündnis um gleich sechs Nationen – allen voran Saudi-Arabien, das ja unverändert der wichtigste Garant des seit 1972 bestehenden US-Petrodollar-System ist – zu erweitern, den US-Dollar in seiner Dominanz weiter schwächen. Schließlich haben sich die wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse nun noch deutlicher zugunsten des 46 % der Weltbevölkerung repräsentierenden BRICS-Plus-Bündnisses verschoben, ist doch deren Anteil an der weltweiten Wirtschaftsleistung nunmehr nicht nur auf bedeutende 37 % geklettert, auch kontrollieren sie zusammen erhebliche Anteile der globalen Rohstoffressourcen (BRICS-Plus-Weltanteil: 38 % Erdgas, 42 % Öl, 68 % Kohle …).
Sollte das BRICS-Plus-Bündnis – so wie auf dem Treffen im August angekündigt – eine eigene Handelswährung einführen, könnte Gold darin angesichts seiner Stellung als politisch unabhängiges Währungsmetall und der massiven Käufe vieler Notenbanken eine bedeutende Rolle spielen. Dabei passt es ins Bild, dass die führende chinesische KP-Zeitung Global Times die Welt bereits im August 2018 aufforderte, „sich auf die Rückkehr zum Goldstandard vorzubereiten, da Washington die Finanzordnung stört.“
Hamburg, August 2023