Ungebrochener Teuerungstrend
Oktober 2023
Ungebrochener Teuerungstrend
Im Oktober zog der Goldpreis um 7,4 % an, was viele Marktkommentatoren mit der massiven Eskalation des Dauerkonflikts im Nahen Osten begründeten. Nicht zu Unrecht wurden hier Parallelen zum Jom-Kippur-Krieg 1973 gezogen, folgte darauf doch damals die Ölkrise, die für einen sprunghaften Anstieg der Teuerung und einer Hausse des Goldpreises sorgte. Für den starken aktuellen Goldpreisanstieg dürften allerdings auch Positionen an der US-Derivatebörse (Comex) verantwortlich gewesen sein, gerieten hier doch offenkundig Short-Spekulanten, die angesichts des festen US-Dollars und der auf ein 16-Jahreshoch gekletterten 10-Jahres-US-Renditen auf weiter fallende Goldpreise gewettet hatten, unter massiven Eindeckungsdruck. Unabhängig davon bleibt der Goldpreis aber fundamental weiter gut unterstützt, ist doch die US-Notenbank – trotz ihrer restriktiven Geldpolitik – noch immer weit von ihrem avisierten 2-%-p.a.-Geldentwertungsziel entfernt. Dass die Fed auf das jüngste Wiederanziehen der Teuerung nicht sofort mit einer noch restriktiveren Geldpolitik reagiert, offenbart ihr großes Dilemma, müssen die Notenbanker doch fürchten, die einsetzende wirtschaftliche Abschwächung dann zu sehr zu beschleunigen bzw. die nächste Finanzkrise in der heillos überschuldeten US-Ökonomie zu provozieren.
Da kräftig steigende Sozial-, Rüstungs- und Zinsausgaben bei gleichzeitig sinkenden Steuereinnahmen (-9 %) im letzten Fiskaljahr in der dritthöchsten (!) US-Neuverschuldung aller Zeiten (1.695 Mrd. USD, +320 Mrd. USD zum Vorjahr) gipfelten, und auch die auf 1.846 Mrd. USD erhöhte 2024-er Defizitplanung der US-Regierung vor dem Hintergrund eines sich abzeichnenden, kaum kalkulierbaren Wirtschaftsabschwungs samt der Gefahr neuer Kriegsbeteiligungskosten noch viel zu optimistisch erscheint, könnte sich die Fed schon bald – Inflation hin oder her – zu einer geldpolitischen Kehrtwende gezwungen sehen, um das US-Defizit überhaupt finanzierbar zu machen. Denn mit dem sich beschleunigenden Trend zur De-Dollarisierung wird die Nachfrage nach US-Schuldpapieren schließlich weiter sinken, was auch erklären könnte, warum die US-Regierung im Vergleich zu anderen Industrienationen schon jetzt die höchsten – auf Dauer kaum tragbaren – Zinsen anbieten muss. Angesichts all dessen rechnen wir damit, dass das Thema Inflation/Teuerung auf absehbare Zeit der dominierende Trend an den Finanzmärkten bleiben wird.
Während der Goldpreis in Richtung eines neuen USD-Höchststandes unterwegs war (in Euro wurde im Oktober bereits ein neues Allzeithoch markiert), reagierten Silber und der Edelmetallminensektor (noch) sehr verhalten. Da der Minensektor aktuell 52 % unter seinen 2011-er-Höchstständen notiert und im Vergleich zu Gold sogar eine historische Unterbewertung aufweist, sehen wir hier deutliches Aufwärtspotenzial.
Hamburg, Oktober 2023