US-Notenbank: Spätestens mit der Absage ihres Zinsstraffungskurses nach dem US-Aktienmarktabsturz im Dezember letzten Jahres hat sich die Fed zur Geisel der Finanzmärkte und des US-Präsidenten Trump gemacht. Denn obwohl die Kreditvergabekonditionen in den USA die lockersten seit 1994 sind und sich die Aktienmärkte auf Höchstständen befinden, deutete Fed-Chef Powell auf der Fed-Juni-Sitzung an, die im historischen Vergleich äußerst niedrigen US-Leitzinsen bereits auf der nächsten Fed-Sitzung am 31. Juli senken zu wollen. Diese Panikreaktion, begleitet von Trumps Amtsenthebungsdrohungen gegen den Fed-Chef, zeigt nur, wie besorgt man in den USA ist, dass die 72.797 Mrd. USD schwere US-Gesamtverschuldungsblase oder die von Trump bereits im September 2016 als … „big, fat and ugly“ bezeichnete Aktienblase angesichts der „viel zu hohen Zinsen“ (Trump) platzen könnten.
EZB: Im Juni sorgte der seit seinem Amtsantritt vor knapp acht Jahren im Krisenmodus operierende EZB-Chef Draghi für Aufsehen, will er doch im Falle einer weiteren Konjunktur- und Inflationsschwäche in der Euro-Zone nicht nur wieder die Billionen-QE-Druckerpresse anwerfen, sondern auch die Zinsen noch weiter absenken. Nach dieser whatever-it-takes-2.0-Ankündigung rauschten die Renditen der Eurozonen-Anleihen noch tiefer in den Keller, so dass nun über 50 % aller ausstehenden Staatsanleihen und mehr als 20 % aller Investment-Grade-Unternehmensanleihen negativ rentieren (EU-Negativzins-Gesamtvolumen: >5.000 Mrd. Euro = 64 % aller Anleihen!). Auch wenn uns viele Ökonomen Negativzinsen als „neue Normalität“ verkaufen wollen, steht die zuletzt global auf einen Rekordwert von nunmehr über 13 Billionen USD angeschwollene Negativzinsblase nicht für Normalität, sondern nur für den geldpolitisch-planwirtschaftlichen Irrsinn unserer Zeit und die Krise eines heillos überschuldeten Weltfinanzsystems!
Konjunktur: Trumps Finanz- und Handelskrieg gegen die Welt hat im Juni nicht nur den globalen Konjunkturabschwung weiter verstärkt (Global Manufacturing PMI mit neuem 7-Jahrestief!), auch setzt dieser die US-Wirtschaft selbst immer stärker unter Druck. Zuletzt stürzten dort u. a. der Morgan Stanley Business Conditions-Index, der Cass Freight-Index, der Economic Surprise-Index oder der NY Empire State-Index regelrecht ab, während der US Composite Output-Index auf ein 40-Monatstief fiel. Da zuletzt auch noch das für die kreditgetriebene US-Konsum-Ökonomie so wichtige Konsumenten-Vertrauen auf ein 2-Jahrestief gefallen ist, lässt sich die wachsende Rezessionsgefahr in den USA nicht mehr wegdiskutieren.
Aktienmärkte: „Dank“ der nahezu ausschließlichen Fokussierung der Investoren auf die Geldpolitik von Fed und EZB konnte der Höhenflug an den Aktienmärkten im Juni weiter anhalten. Da sich die Aktienmärkte aber kaum dauerhaft von der sich global eintrübenden Konjunktur entkoppeln können und auch die kommenden (Mini)-Zinssenkungen eher kein Konjunkturwunder auslösen werden, wächst das Risiko deutlicher Kurseinbrüche. Erinnert sei dabei insbesondere an die letzten dramatischen Aktienmarktabstürze (2001-2003, 2008-2009), die trotz erheblicher Zinssenkungen ihren Lauf nahmen.
Fondsmanager-Kommentar: Da nur wenig für ein Ende der globalen Konjunkturschwäche und nahezu alles für eine weitere Intensivierung der inflationären Geldpolitik der Notenbanken spricht, könnten wir vor einem von den meisten Ökonomen völlig ignorierten Stagflationsszenario stehen, was in der Vergangenheit mit erheblichen Goldpreisanstiegen verbunden war.
Im Juni markierte der Goldpreis gegenüber der europäischen und der US-amerikanischen Währung ein 5-Jahreshoch, während er gegenüber gleich 61 Landeswährungen neue historische Höchststände verzeichnete. Angesichts des zu erwartenden Umfeldes gehen wir davon aus, dass auch der Euro- bzw. USD-Goldpreis seine 2012er Höchststände in überschaubarer Zukunft überwinden wird, womit sich wiederum für den noch immer klar unterbewerteten Goldminensektor auch nach dem jüngst erreichten Ein-Jahreshoch weiteres hohes Kurspotential eröffnet.
Hamburg, Juni 2019