Zeitenwende in den globalen Handelsbeziehungen
Mai 2019
Handelskrieg: Nachdem die Gespräche über ein Handelsabkommen mit China Anfang Mai gescheitert waren, sorgte US-Präsident Trump nicht nur durch die Erhebung neuer und höherer Sonderzölle auf chinesische Warenimporte für eine Eskalation des laufenden Handelskriegs. Denn völlig willkürlich setzte Trump den chinesischen Telekommunikationsmarktführer Huawei durch Ausrufen des „Nationalen Notstands“ auf die „Schwarze Liste“ der von der US-Administration gebannten Unternehmen, ist doch den USA, so der Ex-Trump-Chefberater Bannon gegenüber der chinesischen Presse, die „Zerstörung des Technologiekonkurrenten zehnmal wichtiger als ein Handelsabkommen.“ Damit haben die USA laut Huawei´s Chef-Juristen Song einen „gefährlichen Präzedenzfall“ geschaffen, denn „heute ist es die Telekommunikation und Huawei; morgen könnten es eure Industrie, eure Unternehmen, eure Verbraucher sein.“
Dass Chinas Präsident Xi Jinping seine Bevölkerung in Reaktion auf diesen in der Nachkriegszeit beispiellosen „aggressiven“ Akt nun auf harte, am Ende aber siegreiche Zeiten („neuer langer Marsch“) einschwor bzw. mit entsprechenden Vergeltungsmaßnahmen – inklusive eigener „Schwarzer Liste“ für „unzuverlässige“ (westliche) Firmen – reagierte, konnte nicht wirklich überraschen. Während die USA noch zu glauben scheinen, dass „Handelskriege gut und leicht zu gewinnen sind“, stellte der Chefredakteur der chinesischen Parteizeitung „Global Times“ stattdessen klar, dass „diese Art von Selbstvertrauen, dass China sich den USA unterwerfen wird, das größte Hindernis für das Erreichen des Abkommens ist. Der Handelskrieg kann noch lange dauern. Ich denke, die Menschen sollten nicht an ihren Illusionen festhalten.“
Da die USA im Mai auch noch ihren zweitwichtigsten Handelspartner Mexiko mit Importzöllen überraschten, Indiens Zollvergünstigungen strichen und die EU sogar fürchten muss, dass deren US-Autoexporte zur „Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA“ erklärt werden könnten, deutet alles darauf hin, dass wir vor nichts weniger als einer Zeitenwende in den globalen Handelsbeziehungen stehen, in dem der seit Jahrzehnten propagierte Freihandel per Protektionismus und Zollschranken beendet wird.
Konjunktur: Angesichts der jüngsten Entwicklungen scheint eine globale Rezession jetzt nahezu unausweichlich zu sein, was sich auch schon am dramatisch abstürzenden Welthandelsvolumen oder dem stetig schwächer werdenden Welt-Einkaufsmanagerindex ablesen lässt. Auch die nunmehr kräftigste Zinsstrukturkurven-Inversion seit der Finanzkrise 2008 im „Konjunkturwunderland“ USA ist ein deutlicher Rezessionsindikator, der von einer Vielzahl immer schwächer werdender Konjunkturdaten, wie beispielsweise dem jüngst auf den tiefsten Wert seit September 2009 gesunkenen US-Manufacturing PMI, untermauert wird.
Finanzmärkte: Trotz durchaus kräftiger Monatsverluste (S&P 500: -6,6%, Stoxx 600: -5,8%) erscheint das Aktienmarkt-Korrekturpotential angesichts der insbesondere hohen Überbewertung der US-Leitbörse vor dem Hintergrund der eskalierenden internationalen Handelskonflikte und dessen negativen Konsequenzen auf die Wirtschaft, und damit auf die Unternehmen, immens. Selbst eine neue Finanzkrise kann nicht mehr ausgeschlossen werden, warnte doch US-Notenbank-Chef Powell erst jüngst eindringlich vor der exorbitanten US-Unternehmensverschuldung und deren an die letzte Finanzkrise erinnernden kreativen Verbriefungen.
Fondsmanager-Kommentar: Da die USA ihren Wirtschaftskrieg gegen die Welt nun nicht nur allein auf der finanzpolitischen (US-Dollar als Waffe!), sondern zunehmend auch auf der handelspolitischen Ebene führen, wächst der internationale Widerstand gegen die US-Hegemonial-Politik spürbar. Für Furore sorgte in diesem Zusammenhang der jüngste Aufruf des malaysischen Premierministers Mahathir, nun gemeinsam kräftig am Status des US-Dollars als Weltreservewährung zu rütteln: „Wenn man in Fernost zusammenfinden möchte, dann sollten wir mit einer gemeinsamen Handelswährung beginnen, die nicht lokal, aber zum Zwecke des Handelsausgleichs verwendet werden sollte. Die Währung, die wir vorschlagen, sollte auf Gold basieren, weil Gold sehr viel stabiler ist.“