Kapitulation vor der Inflation
August 2020
US-Notenbank: Auf dem alljährlich veranstalteten Treffen der führenden Notenbanker dieser Welt verkündete Fed-Chef Powell nun das mit großer Spannung erwartete Ergebnis der vor gut einem Jahr gestarteten Überprüfung der geldpolitischen Strategie der US-Notenbank: Die wichtigste Notenbank der Welt wird jetzt ihr jährliches 2%-Inflationsziel zu Gunsten einer „flexiblen Preisniveausteuerung“ aufgeben! Da die US-Geldmengen als Ergebnis der „unlimitierten“ Fed-Anleihe-Aufkäufe inzwischen mit einer atemberaubenden Jahresrate von aktuell über 37 % (M1) bzw. 23 % (M2) wachsen, muss man die Neuausrichtung der US-Geldpolitik als ein Eingeständnis der Fed verstehen, künftige Teuerungsanstiege nicht mehr mit einer restriktiven Geldpolitik, also mit Zinserhöhungen, entgegenzuwirken zu können. Dieses ist nicht nur ein ernstzunehmender geldpolitischer Paradigmenwechsel, sondern auch ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Fed das allein in diesem Jahr um 3.527 Mrd. USD auf nunmehr 26.729 Mrd. USD angeschwollene staatliche Überschuldungsproblem … weginflationieren will.
Konjunktur: Nach dem beispiellosen synchronen Absturz der Weltwirtschaft im zweiten Quartal setzte sich die gegen Ende Juni einsetzende Erholung im August weiter fort. Zahlreiche Beobachter interpretieren diese Entwicklung als ein ermutigendes Signal in Richtung Rückkehr zur Normalität. Dabei wird nach unserer Einschätzung allerdings übersehen, dass die endgültigen Shutdown-Folgen erst dann sichtbar werden, wenn die Pleitewelle im Unternehmenssektor, die jetzt noch per Kreditierung, dem Aufbrauchen von Rücklagen oder, wie in Deutschland, einfach durch die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht hinausgeschoben wird, in den kommenden Monaten weiter an Fahrt aufnehmen wird. Somit wird auch die Arbeitsmarktsituation weiter angespannt bleiben, was sich besonders in den USA zeigt, wo trotz der Erholung zuletzt weitere 881.000 Menschen einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe stellen mussten. Angesichts der in den letzten 24 Wochen von mehr als einem Drittel aller US-Erwerbsfähigen gestellten 59,3 Millionen Erstanträge könnten die in ihrer Existenz bedrohten US-Konsumenten jetzt möglicherweise auf die Idee kommen, zukünftig lieber ihre Sparschweine zu füttern, als zu ihrem Vorkrisen Konsum-auf-Pump-Paradigma zurückzukehren. Für die zu über 70 % vom Konsum abhängigen US-Ökonomie, die in den letzten Jahren zudem auch noch ihre Produktionskapazitäten zu einem guten Teil nach China verlagert hat, könnten die Herausforderung daher kaum größer sein.
Aktienmärkte: An den Börsen spielten die sich abzeichnenden realwirtschaftlichen Probleme dagegen keine Rolle, eilten doch insbesondere die US-amerikanischen Aktienmärkte dank des ewigen Nullzinsversprechens von einem Rekordhoch zum anderen. Seit 2011 konnten der S&P 500 nun um 180 % und der Nasdaq um 450 % zulegen, und das trotz seitdem nur stagnierender und zuletzt sogar massiv einbrechender Gewinne. Besonders eindrucksvoll zeigt sich die Blasenbildung an den Aktienmärkten am Elektroautobauer Tesla, der es nicht nur binnen 5 ½ Monate auf Platz 7 unter den wertvollsten US-Unternehmen schaffte, sondern jetzt sogar mehr wert ist als GM, Ford, Fiat, Chrysler, Honda, Hyundai, Daimler, BMW und Volkswagen ... zusammen! Allerdings könnten die bisher ignorierten, sich bereits auf ein Rekordvolumen summierenden US-Unternehmensanleiheausfälle die Börsen-Party noch empfindlich stören, zeigt sich doch, dass heute noch hochgehandelte – rekordhoch verschuldete – Börsenlieblinge auch einfach Pleite gehen können.
Fondsmanager-Kommentar: Im August konsolidierte der Edelmetallsektor seine in den vorherigen Monaten erzielten kräftigen Kurszuwächse. Angesichts der nun auch offiziell verkündeten Kapitulation vor der Inflation sollten nun nicht nur die Geldmetalle Gold und Silber am Beginn eines langjährigen Aufwärtstrends stehen, sondern insbesondere auch der Edelmetallminensektor. Erst in der jüngst abgelaufenen Berichtssaison stellte der Sektor seine in den letzten Jahren hart erarbeitete Stärke unter Beweis, konnte man doch trotz teils mehrwöchigen COVID-19-bedingten Minenschließungen insgesamt mit positiven Ergebnissen überraschen. Auch die im historischen Vergleich noch immer feststellbare Unterbewertung und ein Geschäftsmodell, das immun gegen die zu erwartenden wirtschaftlichen Turbulenzen ist, lassen den Sektor äußerst attraktiv erscheinen.
Hamburg, August 2020