Geldpolitik Fed: Begründete Fed-Chef Powell die Notwendigkeit weiterer Zinsschritte Anfang Oktober damit, dass die US-Leitzinsen noch „weit vom neutralen Zins entfernt“ wären, so kann nach dessen jüngsten „Erkenntnisgewinn“ nun mit einem vorzeitigen Ende des seit 2015 laufenden langsamsten Zinserhöhungszyklus aller Zeiten gerechnet werden. Denn trotz unveränderter Leitzinsen sollen sich diese nun plötzlich nur noch „knapp unter“ dem geschätzten neutralen Niveau befinden, mit dem die Wirtschaft weder gefördert noch gebremst wird. Leider verriet Powell nicht, ob dieses Rückzugsgefecht der Fed der Talfahrt des US-Aktien- und Immobilienmarktes, den anhaltenden Verbalattacken Trumps auf die Fed oder den sich eintrübenden Konjunkturaussichten geschuldet war.
Konjunktur/Banken: Dass sich die weltweiten Konjunkturaussichten deutlich einzutrüben beginnen, musste Ende November selbst die IWF-Chefin Lagarde einräumen. Insbesondere der in der EU/Eurozone schon seit geraumer Zeit zu beobachtende Konjunkturabschwung dürfte sich bei einer weiteren Intensivierung zu einem enormen Problem entwickeln, hat doch die Politik und die EZB hier alles unterlassen, um den völlig überdimensionierten und ertragsschwachen Bankensektor (Bilanzsumme 10/2018: 31.347 Mrd. Euro, Eigenkapital: 2.547 Mrd. Euro!) um mindestens jene (südeuropäischen) Banken zu schrumpfen, die mit einem 657 Mrd. Euro schweren „Alt-Problem“ an faulen Krediten faktisch als bankrott gelten müssen. Da der Bankensektor nach Expertenschätzungen inzwischen aber auch noch auf Zombie-Unternehmenskrediten in Höhe von 1.000-1.500 Mrd. Euro sitzt, muss im Rezessionsfall nicht nur mit einer heftigen (Zombie)-Unternehmenspleitewelle, sondern infolge der resultierenden Kreditabschreibungen auch mit einer neuerlichen Bankenkrise gerechnet werden. An den Aktienmärkten scheint man diese Überlegungen ebenfalls anzustellen, notieren doch die von einem neuen historischen Kurstief der Deutschen Bank angeführten Aktien des europäischen Bankensektors auffällig schwach.
Finanzmärkte: Mit der 16-Billionen-USD-Geldschwemme der Notenbanken seit Mitte 2008 sind nicht nur die Risikoprämien an den Finanzmärkten fast vollständig verschwunden, auch hat der angeordnete Nullzins und die daraus resultierende verzweifelte Suche der Investoren nach Rendite den „Siegeszug“ quantitativer Handels- und Investitionsstrategien (weiter) befeuert. Einmal mehr beweist die Finanzindustrie ihre (Einnahmen generierende) „Kreativität“, hat sie doch getreu dem Motto „Zu viel ist nicht genug“ allein nur zwischen Juni 2017 und Juni 2018 weltweit 438.000 neue Finanzindizes kreiert, womit nunmehr insgesamt unglaubliche 3.727.000 (!) Indizes die Benchmark für alle (un-)möglichen Finanzprodukte bilden. Dass der „Erfindungsreichtum“ inzwischen scheinbar grenzenlos ist, zeigen allein die 3.068.871 Aktienindizes, denen nach Angaben der World Federation of Exchanges (WEF) lediglich 50.158 weltweit gehandelter Aktien gegenüberstehen! Wie es aber letztlich um die Liquidität (Handelbarkeit) all der (künstlichen) Finanzprodukte aussieht, falls es am Markt einmal völlig überraschend wieder zu hohen Volatilitäten kommt, dürfte spannend zu beobachten sein.
Fondsmanager-Kommentar: Dass die Manipulation des Goldpreises keine Verschwörungstheorie, sondern eine seit Jahrzehnten gelebte Praxis ist, beweisen sowohl die zahlreichen Vergleichs-(Bagatell-)Strafzahlungen von Investmentbanken wie auch die spätestens seit den 1990er Jahren gut belegten Eingriffe der Zentralbanken in den Goldmarkt. Erst jüngst fügte das US-Justizministerium einen weiteren erdrückenden Beweis hinzu, klagte es doch einen Ex-JP Morgan Chase-Händler wegen „Verschwörung, Rohstoffpreis-Manipulation und Spoofing“ an! Dessen Geständnis, zwischen „ungefähr 2009 und 2015“ gemeinschaftlich mit anderen JPM-Händlern den Preis von Edelmetall-Future-Kontrakten manipuliert zu haben, konnte allerdings auch nicht wirklich überraschen, wie ein Blick auf die fast schon „traditionell“ aus dem Nichts kommenden wasserfallartigen Abstürze der Gold- und Silberpreise der letzten Jahre zeigen.
Die schwache Kursentwicklung der letzten fünf Jahre sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Gold bei allen Manipulationen davor trotzdem deutliche Anstiege verzeichnen konnte. Auch kann sich die jetzt herrschende Annahme, dass der Goldpreis grundsätzlich nur nach unten manipuliert wird, schnell einmal als falsche Prämisse erweisen.
Hamburg, November 2018