Geldpolitik Fed: Die (längst überfällige) Korrektur des US-Aktienmarktes im Oktober nahm US-Präsident Trump zum Anlass, um in historisch nahezu beispielloser Manier auf die Fed-Verantwortlichen loszugehen. Nach dessen Worten ist die Fed mit ihren Zinserhöhungen nicht nur „die größte Bedrohung“ für die insgesamt mit über 70 Billionen USD verschuldete US-Ökonomie, sondern geradezu „verrückt geworden“. Selbst eine vorzeitige Ablösung des Fed-Chefs Powell ist für den US-Präsidenten vorstellbar. Mit dieser erneuten Einmischung in die US-Geldpolitik stellte Trump die (formelle) Unabhängigkeit der US-Notenbank unmissverständlich zur Disposition und unterminierte damit die ökonomische Glaubwürdigkeit zukünftiger geldpolitischer Entscheidungen der Fed.
Italien/EU: Mit der Vorlage des italienischen Haushaltsentwurfs, der u. a. ein bedingungsloses Grundeinkommen und eine Senkung des Renteneintrittsalters finanzieren will, eskalierte der Streit zwischen der EU-Kommission und der ihr unliebsamen italienischen Regierung. Erstmals in der Geschichte der EU wurde ein Haushaltsentwurf von Brüssel zurückgewiesen, worauf man in Rom erst mit einem „uns egal“ reagierte, um dann verbal auf einen totalen Konfrontationskurs umzuschwenken. So will sich Innenminister Salvini von niemanden Vorschriften machen lassen, der, wie EU-Kommissionschef Juncker, „betrunken in der Öffentlichkeit auftritt“, während Vize-Regierungschef Di Maio „europäischen Institutionen“ vorwarf, „Terrorismus auf den Märkten“ zu betreiben.
Als systemrelevanter Schuldner mit einer Staatsverschuldung von 2,3 Billionen Euro und einem völlig maroden Bankensektor weiß Italien um sein enormes Erpressungspotential gegenüber den EU-Institutionen, denn scheitert Italien, dann scheitern der Euro und die EU in ihrer heutigen Form! Die Idee des Europaministers und Währungsexperten Savona, sogenannte Mini-BOTs als Parallelwährungen einzuführen, ist dabei mehr als nur eine ernst zu nehmende Drohung, könnte doch Italien so allen anderen demonstrieren, wie man schnell und effektiv die währungs- und haushaltspolitische Souveränität zurückgewinnt.
Mit dieser (gewollten?) Eskalation erhöht sich der Druck auf die den Euro unter keinen Umständen scheitern lassen wollende deutsche Politik, den (längst stattfindenden) Umbau der EU in eine bedingungslose Haftungsunion, die Deutschland am Ende mit in die Pleite ziehen wird, beschleunigt voranzutreiben. Die Drohkulisse dafür verstärkte (bezeichnenderweise) auch noch EZB-Chef Draghi, nivellierte doch dieser inmitten der Italien-Krise plötzlich sein im Jahr 2012 gegebenes whatever-it-takes-Euro-Rettungs-Versprechen: „Unser Mandat ist es, mittelfristig Preisstabilität zu sichern und nicht, die Tragfähigkeit von Staatsschulden unter allen Umständen zu garantieren!“
Auf diesen Wink mit dem Zaunpfahl reagierte zwar (nur!) die Bundesbank unmittelbar, indem sie zur Reduzierung des „nationalen Problems“ (Staatsverschuldung) „nationale Solidarität“ in Form einer „Solidaritäts“-Zwangsanleihe für reiche Italiener einforderte, doch wird die von der Peripherie gesteuerte EU genau dieses mit Blick auf die „deutsche Kreditkarte“ zu verhindern wissen!
Fondsmanager-Kommentar: Mit dieser Entwicklung wird klar, dass der Euro als ökonomische Fehlkonstruktion – Volkwirtschaften ungeachtet ihrer unterschiedlichen Wettbewerbsfähigkeit aneinanderzuketten – faktisch längst an den Realitäten in Europa gescheitert ist. Wenn jetzt sogar die Notenbanken von Polen und Ungarn nach 20 bzw. 32 Jahren erstmals wieder Goldkäufe tätigen und die auf insgesamt 33.695,4t angestiegenen Goldreserven aller Notenbanken ein 20-Jahreshoch markieren, dann kann man gut erkennen, wie man sich wohl am besten auf die garantiert kommenden Währungsturbulenzen vorbereitet.
Hamburg, Oktober 2018