Notstandspolitik
Juni 2021
Investmentpolitik: Seit dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 haben die internationalen Notenbanken zur »Lösung« des Überschuldungsproblems die Zinsen in Richtung Null oder sogar in den Negativbereich abgesenkt und finanzieren die weltweit exponentiell wachsenden Schuldenberge immer intensiver mit ihren Druckerpressen. Da die »Währungshüter« mit dieser historisch beispiellosen Geldpolitik immer größere Risiken für die Stabilität des heutigen Finanzsystems erzeugen, haben wir die Investitionen in beiden Fonds in den letzten Jahren immer stärker auf physische Edelmetalle und Edelmetallminenaktien fokussiert.
Notstandspolitik
Trotz einer in diesem Jahr um nunmehr 7 % wachsenden US-Wirtschaft und eines sich laut Fed-Chef Powell sogar „stärker als erwartet“ entfaltenden Teuerungsproblems – die Kerninflation erreichte mit 3,8 % p.a. ein 29-Jahreshoch –, will die US-Notenbank unverändert an ihrer Nullzins- und Gelddruckpolitik festhalten. Schließlich sei, so Powell, nicht nur die „Erholung unvollständig“, auch soll der Preisauftrieb, der die Fed nun zu einer Erhöhung ihrer 2021er Inflationsprognose von 2,4 % auf 3,4 % zwang, weiterhin nur „vorübergehend“ sein. Über das unübersehbare Schuldenproblem der US-Ökonomie (total: 84.565 Mrd. USD) oder die grassierende größte Wertpapierkreditspekulation aller Zeiten (681,6 Mrd. USD) oder den mit +14,6 % größten Preissprung von US-Immobilien seit Datenerhebungsbeginn 1988 verloren die Fed-Verantwortlichen aus nachvollziehbaren Gründen keine Worte, sind es doch diese und noch viele andere aus ihrer Dauer-Notstandsgeldpolitik resultierenden Exzesse, die der Fed eine ernsthafte geldpolitische Straffung nun de facto unmöglich machen.
Allein bereits nur die Andeutung der Fed in ihrem Juni-Zins-»dot plot«, sich in frühestens zwei Jahren ein leicht erhöhtes Leitzinsniveau von mickrigen 0,1-1,1 % vorstellen zu können, bewirkte auf den Blasenmärkten umgehend große Volatilitäten, welche Fed-Chef Powell sofort zum Zurückrudern zwangen. Erst dessen Versicherung, dass sich aus der FOMC-»Zinsvision« angesichts „einer immer unsicheren Zukunft keine konkrete Entscheidung“ ableiten ließe, bewirkte eine Richtungsänderung an den Börsen … allerdings nicht auf den Edelmetallmärkten. Hier sorgten die gezielten, bereits einige Stunden vor der Verkündung des 13-Jahres-US-Inflationshochs (5,0 % p.a.) an der US-Derivatebörse COMEX einsetzenden und sich ab dem Fed-Nullzinsentscheid nochmals intensivierenden Attacken auf Gold und Silber für zahlreiche wasserfallartige Preisrutsche, die auch im Edelmetallminensektor zu kräftigen Kursverlusten führten.
Da sich trotz des größten Monatsverlusts von Gold seit 2016 (-7,1 %) jedoch fundamental nichts geändert hat – die negativen Realzinsen bleiben Realität, die Inflationspolitik wird angesichts der hemmungslos mit den Druckerpressen finanzierten Staatshaushalte weiter vorangetrieben werden müssen – sehen wir im Edelmetallsektor auf diesen deutlich gedrückten Niveaus nun attraktive (Nach-)Kaufchancen.
Hamburg, Juni 2021